In Deutschland fehlen derzeit mehr als eine halbe Million Fachkräfte und bis 2030 könnten es bereits drei Millionen sein, so die Prognose des Basler Forschungsinstituts Prognos. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um qualifizierte Arbeitskräfte sind innovative und flexible Arbeitsmodelle gefragt. Blended Workforce hat sich als eine Antwort auf diese Herausforderung etabliert, um den Personalbedarf in Unternehmen strategisch abzudecken. Immer mehr Unternehmen setzen daher auf den Trend einer gemischten (blended) Belegschaft, da die Flexibilisierung von Personalressourcen und -einsatz zunehmend zum Schlüssel für unternehmerischen Erfolg wird. In diesem Artikel erläutern wir die Vorteile, die sich ergeben, wenn die Stammbelegschaft durch externe Experten und Expertinnen im Sinne einer Blended Workforce unterstützt wird und welche Stolpersteine dabei zu beachten sind.
Was ist Blended Workforce?
Unter dem Begriff „Blended Workforce“ (engl. = gemischte Belegschaft) versteht man die Kombination verschiedener arbeitsvertraglicher Konstellationen von Mitarbeitenden im Unternehmen. Klassischerweise geht es hierbei um die Vermischung von festangestellten Vollzeit- wie Teilzeitkräften, die in Kollaboration mit externen Expert:innen, wie zum Beispiel Flexworker und Freelancer, arbeiten. In größeren Unternehmen ist das im Rahmen von Projekten bereits gelebte Arbeitspraxis.
Blended Workforce ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf unterschiedliche Anforderungen und Arbeitslasten zu reagieren, ohne dabei langfristige Verpflichtungen einzugehen. Welche weiteren Vorteile bringt diese Arbeitsweise?
Fünf Vorteile von Blended Workforce für Unternehmen
1. Spezialisierte Fachkräfte: Der größte Pluspunkt für den Einsatz von Blended Workforce ist die Deckung des kurzfristigen Bedarfs an Spezialkenntnissen. Beispielsweise können Zeitarbeitnehmer:innen für projektbezogene Qualifikationen beschäftigt werden. Spezialisierte Fachkräfte können so je nach Bedarf eingestellt werden, ohne dabei langfristige Verpflichtungen einzugehen.
2. Schließen von Qualifikationslücken: Eine gemischte Belegschaft ermöglicht Unternehmen, flexibel auf Qualifikationslücken zu reagieren, indem auf verschiedene Talentakquisitionswege zurückgegriffen wird. Flexworker und Co. können spezifisches Know-how temporär ins Unternehmen einbringen.
3. Mehr Zeit beim Recruiting: Bis ein passender Kandidat oder eine passende Kandidatin gefunden ist, geht viel Zeit ins Land. Laut ifo Institut suchten Unternehmen im Jahr 2023 durchschnittlich etwa vier Monate nach einer Fachkraft. Der Einsatz von Freiberuflern kann diese Zeit überbrücken.
4. Flexibilität und Agilität: Projektbasierte Zusammenarbeit und agile Arbeitsmethoden werden in vielen Unternehmen immer beliebter, da sie eine schnelle Reaktion auf Marktveränderungen ermöglichen. Allerdings binden Projekte und projektbezogene Zusammenarbeit viel Kapazität. Personelle Engpässe sind die Folge. Blended Workforce entlastet interne Ressourcen, indem etwa Freiberufler:innen in Form einer projektbasierten Beschäftigung unterstützen. Das spart zudem feste Personalkosten.
5. Mehr Innovation: Die Zusammenstellung von Blended Teams fördert die Innovationsfähigkeit, indem externe Fachleute frische Perspektiven und spezifisches Know-how einbringen. Dies trägt dazu bei, dass interne Mitarbeitende neue Impulse aufnehmen können, was die Grundvoraussetzung für die Entstehung von Innovation ist.
Blended Workforce: Von Stolpersteinen und Chancen
Die Führung von Blended Teams stellt für Vorgesetzte eine zusätzliche Herausforderung dar, insbesondere bei der Gestaltung von Informationsprozessen und der Koordination des Personaleinsatzes. Die Zusammenarbeit in gemischten Teams befindet sich zugegebener Weise im Spannungsfeld zwischen Entlastung und zusätzlichem Aufwand. Das Management von Blended Workforce ist ein komplexes Feld, welches Unternehmen alleine schon wegen der unterschiedlichen Vertragsverhältnisse vor Herausforderungen stellt. Dennoch kann sich der Mehraufwand angesichts des anhaltenden Arbeitskräfte- und Fachkräftemangels, insbesondere in hochspezialisierten Bereichen wie der IT, lohnen. Schließlich ist es besser, wichtiges Fachwissen extern einzuholen, wenn es intern nicht abgedeckt werden kann, als ganz darauf zu verzichten.
Kurzes Fazit
Blended Workforce bietet einen vielversprechenden Ansatz für Unternehmen, um erfolgreich in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt zu agieren. Mit einer gemischten Belegschaft kann wichtiges Know-how im Unternehmen durch externe Expert:innen ergänzt werden. Häufig sind diese für eine zu besetzende Stelle zudem schneller gefunden als jemand mit geeigneter Kompetenz. Personalverantwortliche können durch die geschickte Kombination von festen Mitarbeitenden und externen Ressourcen flexibler auf die Herausforderungen des Arbeitsmarktes reagieren und gleichzeitig die Effizienz steigern.
Quellen
HRworks (2023): HR-Trends 2024: Diese 5 Trends prägen HR.
Faircoach (2023): So profitiert Ihr Unternehmen vom Trend „Blended Workforce“.
ifoInstitut (2023): Unternehmen suchen durchschnittlich vier Monate nach Fachkräften.
Fachhochschule Nordwestschweiz (2023): Management von flexible Workforce.
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